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Zukunft anwenden

AIL Programm Ausblick 2023/24

Text von Elisabeth Falkensteiner und Alexandra Graupner (Leitung AIL)

Das Nachdenken über die Zukunft birgt vielversprechende wie erdrückende Prognosen. Wie können wir dabei diffusen Ungewissheiten begegnen? Welche Konsequenz ziehen wir für unsere Gegenwart und welche Rolle spielen Forschung und Technologie darin? Welche Instrumente können künstlerische Praktiken beisteuern, um die Herausforderungen zu bewältigen, denen unsere Gesellschaft gegenübersteht? 

Wie können wir Zukunft anwenden? 

Im folgenden Semester und im nächsten Jahr zeigt das AIL vielfältige Projekte, die Frage nach den Beziehungen von Zeitlichkeiten ist dabei ein Ankerpunkt im Programm. Das Verhältnis von Gestern, Heute und Morgen wird im Konkreten und Manifesten erforscht, sowie im Ephemeren oder Unsichtbaren ermittelt. Wir untersuchen Aspekte, die sich in Materialien festsetzen oder sich in freien Aggregatzuständen befinden.

Neues Topic: Haunted – Persistence of the Past

Neben Präsentationen universitärer künstlerischer Forschungsprojekte, externen Kooperationen und diversen Veranstaltungsformaten setzt das AIL eigene thematische Schwerpunkte. Startschuss hierzu war die umfangreiche Kooperation Decolonizing Technology unter der Leitung von Elisabeth Falkensteiner und Clemens Apprich (Abteilung für Medientheorie) ab Herbst 2022 bis Sommer 2023.

Im Oktober 2023 läuten wir nun das nächste ‘AIL Topic’ ein:

Unter dem Titel Haunted – Persistence of the Past, widmen wir uns dem Geisterhaften und stellen die Frage, was uns im Hier und Jetzt heimsucht.

Welche Vergangenheiten verfolgen uns? Welche Zukünfte können wir imaginieren? Worauf greifen wir zurück, um das Jetzt sowie Bevorstehendes zu verstehen? Ist Zukunft berechenbar? Und kann Künstliche Intelligenz Zukunft?

Initialzündung von Haunted – Persistence of the Past ist im Oktober 2023 die Soundperformance-Reihe Sonic Specters. Between Nostalgia and Anticipation in Kooperation mit struma+iodine. Die eingeladenen Performer*innen machen sich mit unheimlich und futuristisch anmutenden Klängen auf die Suche nach Spuren vergangener sowie bevorstehender Zeiten. Die Soundreihe beschwört keine real erlebte Vergangenheit herauf und zelebriert keine Nostalgie, sondern macht sich auf die Suche nach den verlorenen Zukünften (Mark Fisher) und entzieht sich ewig rückwärtsgewandten Schleifen.

Kommende Termine:

04. Oktober, 19:00 mit KMRU und Inou Ki Endo & Misonica (DJ-Set)

8. November, 19:00 mit Perila und Afrodeo

15. Dezember, 19:00 mit Katatonic Silentio und dieb13

In Kooperation mit Wien Modern präsentiert das AIL im November außerdem das Stück Phantom Voltage, in dem das Unsichtbare noch einmal ganz anders erfahrbar gemacht wird. Aus elektromagnetischen Feldern werden Steuerspannungen extrahiert, die wiederum Video, Ton und Licht neu modulieren.

2024 wird dieses Thema in einer weiteren Performance-Reihe vertieft.

Künstlerische Forschung im AIL: Sensing Living Systems

Das PEEK-Forschungsprojekt Sensing Living Systems erforscht menschliches Systembewusstsein und befragt, wie direkte Sinneserfahrungen mittels künstlerischer Inszenierung olfaktorischer, auditiver und haptischer Kunstwerke und Reize zu diesem Bewusstsein beitragen können.

Das Ergebnis der kunstbasierten Forschung, bei der Künstler*innen mit Systemwissenschaftler*innen am AIL zusammenarbeiten, soll eine multisensorische Szenografie sein, die eine verkörperte Lernerfahrung für vielfältige Nutzer*innen ermöglicht.

Als interdisziplinäre Plattform arbeitet das AIL seit seiner Gründung 2014 an den Übergängen von Kunst, Wissenschaft und Forschung. Es unterstützt die Realisierung von Projekten, die das  Zusammenspiel der Fachgebiete sichtbar machen. Das Erleben, Verstehen, Lernen und Verlernen sowie das Neudenken von Zusammenhängen und Wechselwirkungen ist dabei eine zentrale Kompetenz, mit der das AIL als flexibler, offener Raum geführt wird.

Mit seinem ersten eigenen künstlerischen Forschungsprojekt unter der Leitung von Alexandra Graupner, in Kollaboration mit dem Künstlerduo MUELLER-DIVJAK (Jeanette Mueller & Paul Divjak), beschreitet das AIL neue Wege, wobei Fachwissen neu gebündelt und eingesetzt wird. In regelmäßigen Abständen wird das Team um Sensing Living Systems Einblicke in die Prozesse und Ergebnisse des Forschungsprojektes geben. Gestartet wird mit einem Workshop im Rahmen der diesjährigen Researchers’ Night am 29. September.

Research Presentations

What’s next 2023

In der kommenden Ausstellung Conservator at Work begegnen wir ab 12. Oktober Zeitlichkeit im Sinne des Freilegens sedimentierter Schichten und des Erhaltens von Vergangenem sowie der Konfrontation von Beständigkeit und Zerfall an konkreten Materialien. Mit dieser Ausstellung hält das IoC auch Rückschau auf die Entwicklung der Konservierungswissenschaften und Restaurierung in den letzten 24 Jahren an der Universität für angewandte Kunst Wien unter der Leitung von Gabriela Krist. Eine Reihe von Vorträgen wird die Ausstellung begleiten. Vor Ort bieten Live-Restaurierungen die Gelegenheit, in Dialog zu treten.

Ebenfalls eine Rückschau hält STATION ROSE am 17. Oktober. In der Performance Lecture STATION ROSE 35.0 gibt das Duo um Künstlerin Elisa Rose und Komponist Gary Danner Einblick in 35 Jahre digitales Schaffen, ihre Musik und Kunstformen von 1988 bis 2023. Die Pioniere der digitalen Kultur werden im Vortrag zwischen Dekaden, Projekten im Over- und Underground sowie Realitäten springen. 1988 wird zu 2018, wenn sie digitales Frühwerk auf neue Systeme bis hin zu NFTs übertragen. Frühe Arbeiten treffen auf aktuelle Werke in AR, VR & RL [Augmented Reality, Virtual Reality und Real Life].

Schwerpunkt künstlerische Forschung – Ausblick 2024

Regelmäßig stellen wir im AIL Projekte aus dem Bereich der künstlerischen Forschung vor, die auch Zwischenstände und eine Vielzahl von Formaten abdecken. 2024 werden wir in gleich 3 Ausstellungen Einblick in künstlerische Forschungsprojekte geben, die sich um verschiedene Materialien und damit einhergehende Herausforderungen drehen.

Programm-Auftakt im Jahr 2024 ist die Ausstellung des interdisziplinären Forschungsprojekts um Martin Reinhardt, Radical Matter. Mit der ‘unberechenbaren Materie’ begeben wir uns auf die Ebene des Subatomaren. Quantenphysik kann radikale Veränderung provozieren, die das menschliche Denken mit den Vorstellungen von der Ordnung der Welt herausfordern.

Im Zuge des Forschungsprojekts Greenwashing Concrete wird anhand wissenschaftlicher Daten die Vergangenheit erkundet, um Vorstellungsbilder für die Zukunft zu kreieren. Ein Wiener Gründerzeithaus und ein Abschnitt der Wiener Stadtautobahn A23 sind die Forschungsobjekte, die dabei historisch, materialanalytisch, poetisch und visionär de- und wieder rekomponiert werden.

Das Forschungsprojekt Reflecting Oil: Arts-Based Research on Oil Transitionings nimmt die fossile Ressource Erdöl in den Blick: In ihrer globalen Dimension als Ursache geopolitischer Konflikte und gravierender Umweltbelastungen, aber auch symbolisch als Objekt der Begierde. Durch die Anwendung kunstbasierter Forschungsmethoden wird der Rohstoff neu beleuchtet, so will das Projekt in der Folge auch über nachhaltige Energie informieren.

Wir freuen uns auf den Austausch mit euch in unserem Zuhause der Otto Wagner Postsparkasse. Wo einst Devisen getauscht und Bares gewechselt wurden, verbinden wir nun Disziplinen. 

Auf bald im AIL

Elisabeth Falkensteiner und Alexandra Graupner mit Team

Image by ©

Alle Details zum weiteren Programm gibt es hier, Details zu vergangenen Projekten gibt es hier zu entdecken.