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10 Jahre AIL

Collecting futures since 2014

Die Angewandte hat mit dem AIL eine einzigartige Plattform geschaffen, das Einblicke in vielfältige Projekte und anregende Bestrebungen ermöglicht, hinter denen es Spannendes und oft Unerwartetes zu entdecken gibt. In den letzten 10 Jahren wurde die Beziehung zwischen Kunst und Wissenschaft, das Potential von Interdisziplinarität ausgelotet und die künstlerische Forschung der Universität für angewandte Kunst Wien einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Gemeinsam blicken wir auf ein Jahrzehnt zurück, in dem ganz unterschiedliche Formate erprobt und erfolgreich umgesetzt wurden.

"Wissenschafts- und Kunstprozesse sind eingebettet in Interessen und Erwartungen, aber macht deren Erfüllung sodann den sogenannten „Erfolg“ aus? Was sind die Alternativen, kann man das Unerwartete erwarten? Besinnung, Entsagung, Rückzug? Konzentration? Zerstreuung? Geht es eventuell gerade deshalb um die Schaffung eines neuen Entfaltungsraumes, so offen wie möglich so eng wie nötig? Lassen wir uns (noch) überraschen, gehen wir das Risiko der Innovation ein, erwarten wir das Unerwartete."

Dies waren die einleitenden Worte bei der Eröffnung des AIL am 20. Oktober 2014. Vor zehn Jahren eröffnete das AIL am Franz Josefs Kai 3 unter dem Namen Angewandte Innovation Laboratory mit der Intention, einen einzigartigen Ort der Verbindung zu schaffen. Ein Ort der Kunst als Motor für Innovation begreift und sichtbar macht, vertiefende Einblicke in die Aktivitäten der Universität für angewandte Kunst Wien gibt, der Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Innen und Außen fördert. Diese Vision hat sich konsequent in einem vielfältigen und dynamischen Programm manifestiert. Wie in einem Labor wurden Thesen auf den Prüfstand gestellt, Ausstellungen stellten oftmals Prozesse dar oder veränderten sich mit ihrer Dauer.

Manches Mal war das AIL mit seinem ehrgeizigen und einzigartigen Vorhaben nicht leicht zu fassen: ein Satellit der Universität, der in andere Institutionen fliegt, erforscht, vermittelt, Informationen sammelt, sich nach außen öffnet, nach innen verbindet – gleichzeitig eine Lupe, eine Petrischale, eine Farbpalette, ein wachsender Werkzeugkasten, eine Lounge, ein White Board, ein White Cube.


Weder ein Museum noch eine Galerie – das AIL ist eine Bühne für Ideen und Formate, ein flexibler Organismus

Seit der Gründung hat das AIL eine Vielzahl von Formaten präsentiert und hatte vielfältige Kooperationspartner*innen aus der Wissenschaft und anderen Disziplinen zu Gast. Multidisziplinäre Ausstellungen, kuratierte Gespräche und Diskussionen, Symposien, Vorträge, Konzerte und Performances sowie öffentliche Experimente und informelle Zusammenkünfte verfolgten stets das Ziel Einblicke und Verbindungen zu schaffen, um wichtige und zukunftsweisende Themen zu untersuchen.

Wenn man sich das dichte Programm der letzten 10 Jahre ansieht, ist es nur schwer möglich eine adäquate Zusammenfassung zu erstellen. Wer tiefer eintauchen möchte: AIL-Vorträge gibt es auf Vimeo und HIER gibt es eine breite Sammlung von Ausstellungsansichten bis zu Interviews und Podcast-Episoden, von Themenbündeln bis zu den neuesten Nachrichten aus dem AIL Kosmos.

AIL der ersten Stunden: Ein Programm aus Performances, Gesprächen und Diskussionen wurde von Performer Daniel Aschwanden und Medienkünstler*in Conny Zenk in ihrem Projekt [Bastard] Crowd mobile kuratiert und so die Art und Weise wie neue Interface-Kulturen die traditionelle Kommunikation beeinflussen, reflektiert. Das erscheint umso länger her, wenn wir an die neuesten Entwicklungen rund um KI denken.

Image by © Johan Lorbeer, Tarzan / Standbein. Eröffnungs-Performance der Vienna Biennale 2015 am Oskar Kokoschka-Platz. Photo: eSeL

Erste Ausgabe der Vienna Biennale 2015: Die Bedeutung der Kunst im öffentlichen Raum für das Funktionieren der Demokratie wurde untersucht. Brauchen wir eine neue Ausgabe von Performing Public Art?

Post-Doc Janina Loh gibt uns Einblick in ihre Forschung und ihr reiches Wissensgebiet: Wenn wir über die digitale Zukunft und neue Werte nachdenken, darf der feministische Blick nicht fehlen. Wo verstecken sich patriarchale Einschreibungen, Geschlechteridentitäten oder Stereotypisierungen im Bereich der künstlichen Intelligenz und Zukunftstechnologien? (Juni 2019, in deutscher Sprache)

2022/23 präsentiert das AIL gemeinsam mit dem Fachbereich Medientheorie Vorträge, Gespräche und Performances, die in dem AIL Topic „Decolonizing Technology“ gebündelt werden. Behinderung als Möglichkeitsbedingung für KI ist das Hauptargument des Vortrags der Politikwissenschaftler*in Katharina Klappheck, gefolgt von einem Dialog mit Katta Spiel (Januar 2023, in deutscher Sprache)

Image by © AIL mit Café Exchange im Zentrum der Otto Wagner Postsparkasse während des Angewandten Festivals 2022. Foto: Lea Dörl

Stetige Veränderung

Nach sieben Jahren am Franz Josefs Kai 3 übersiedelt das AIL im Frühjahr 2021 in die ehemalige Postsparkasse – ein historisches Baudenkmal des Architekten Otto Wagner – und schließt sich damit anderen Abteilungen der Universität für angewandte Kunst Wien und einer neu entstehenden Nachbarschaft aus mehreren Forschungseinrichtungen aus dem Bereich Kunst und Wissenschaft an. Der neue Standort bietet die Möglichkeit, die Netzwerke für interdisziplinäres Arbeiten und Forschen auf einer Fläche von rund 300 Quadratmetern, aufgeteilt auf drei Räume im Hochparterre, mit dem Café Exchange und der ehemaligen Kassenhalle als Herzstück, weiter auszubauen und zu stärken.

Darüber hinaus stellt sich das AIL im Jahr 2022 unter dem Namen Angewandte Interdisciplinary Lab neu vor. Interdisziplinarität als zentraler Ansatz und Handlungs- und Denkweise wird fortan noch mehr in den Vordergrund gerückt. Innovation und Interdisziplinarität vereint, dass sie neue Wege beschreiten, neue Ansätze finden, und Verbindungen geschaffen werden, wo man sie vielleicht nicht erwartet. Es ist und bleibt das Ziel des AILs, kritisches und kreatives Denken zu fördern. Mehr denn je braucht es einen Raum, um zusammenzukommen, Ideen zu mischen, Köpfe zusammenzustecken, Kontakte zu knüpfen und Gedanken, Wissen, Visionen und Utopien auszutauschen.

Das neue AIL-Board mit Dr. Petra Schaper Rinkel (Rektorin), Univ.-Prof. Julienne Lorz (Leitung Expanded Museum Studies), Univ.-Prof. art. Bernhard Kleber (Leitung Bühnen- und Filmgestaltung), Mag.a phil. Alexandra Graupner (Leitung AIL), Mag.a phil. Elisabeth Falkensteiner (Leitung AIL), Dr.phil. Alexander Damianisch MAS (Leitung Support Kunst Forschung) gestaltet seit 2024 mit neuen Impulsen die Zukunft des AIL. Aus dem Wissensschatz der Universität für angewandte Kunst werden neue Ideen entwickelt und das AIL als einzigartige Plattform weiter gestärkt. In diesem Herbst startet die Reihe "Im Dialog ", in der Professor*innen der Universität für angewandte Kunst Wien vorgestellt werden. Wir freuen uns auf spannende und inspirierende Diskussionen!

Ein großes Dankeschön an alle Kolleg*innen, Künstler*innen, Forscher*innen, Wissenschaftler*innen, Partner*innen und Gäste, die Teil der letzten 10 Jahre waren und die neugierig, energiegeladen, flexibel und offen die Idee und Vision des AILs begleitet und geprägt haben.

Hip hip hurra!

Vorschaubild: Performance am Eröffnungsaben von Team Tool Time (Paul Divjak & Wolfgang Schlögl). Foto: Lea Dörl